Brustkrebs? Ich doch nicht…
Letztendlich kennen das sicherlich viele Frauen; man hat mindestens eine Familienangehörige, Freundin oder Bekannte, die an Brustkrebs erkrankt ist.
Derzeit erhält eine von 8 Frauen im Laufe ihres Lebens die Diagnose Brustkrebs.
So tragisch das ist, so sehr neigte ich dazu, alles, was mit dem Thema Krebs zu tun hat, auszublenden. Ich war ernsthaft davon überzeugt, dass es mich ganz sicher nicht treffen würde. Warum auch? Ich lebe gesund, bin viel an der frischen Luft, habe kein Übergewicht, treibe regelmäßig Sport… Die 2 -3 Genusszigarettchen am Abend oder das ein oder andere Glas Wein verortete ich mit voller Überzeugung in die Kategorie „Ein bisschen Genuss gehört zu einem glücklichen Leben dazu“. Letztlich kann es aber ohnehin niemand mit Gewissheit sagen, was der Auslöser ist.
Aber beginnen wir da, wo es begann…
Mammographie erst ab 50
Im Frühling 2021 – mitten in der dritten Corona Welle und im Lockdown – hatte ich den jährlich Check bei meiner Gynäkologin. Während des routinemäßigen Abtastens der Brust meinte sie, sie würde mir mal eine Überweisung zur Mammographie geben, nur um schonmal einen ersten Check gemacht zu haben (Hintergrund war die Brustkrebserkrankung meiner Großmutter väterlicherseits). Ehrlich gesagt dachte ich in dem Moment nur, ok, why not, schadet ja nicht – und by the way, ich war zu dem Zeitpunkt 43. Wie o.g. wog ich mich in Sicherheit, sprich die Krankenkasse hätte noch 7 Jahre gewartet, mich zu einem ersten Screening einzuladen bzw. die Kosten einer Mammographie zu übernehmen.
„Das Mammographie-Screening der Brust (lat. mamma) ist ein Programm zur Früherkennung von Brustkrebs bei Frauen zwischen 50 und 69 Jahren ohne Symptome. Die Mammographie ist eine Röntgenuntersuchung der weiblichen Brust.“
Google Recherche Ergebnis bei Eingabe „Mammographie“
Ablauf einer Mammographie
Meine erste Mammographie hatte ich in der Praxis für Mammadiagnostik in Hamburg, welche ich nur wärmstens empfehlen kann! Grundsätzlich beginnt die Mammographie (eine ambulante Untersuchung) mit Papierkram. Beim ersten Besuch muss jede Patientin einen Fragebogen ausfüllen, auf welchem persönliche Daten, Vorerkrankungen und v.a. Brustkrebs Erkrankungen in der Familie abgefragt werden. Das übliche Prozedere läuft dann wie folgt ab:
1. Man entkleidet den Oberkörper und entfernt jeglichen Schmuck / Piercings
2. Die Brüste werden vorsichtig langgezogen und zwischen zwei Plexiglasplatten flach zusammengedrückt
3. Im nächsten Schritt wird das Brustgewebe geröntgt, was u.U. schmerzhaft sein kann
4. Üblicherweise werden zwei Bilder gemacht: von oben nach unten (cranio-caudal) und schräg von der Mitte zur Seite hin (mediolateral oblique)
5. Durch die sofortige elektronische Speicherung auf dem PC, sind die Radiologen in der Lage, mittels Vergrößerung und Bildnachbearbeitung sofort eine Aussage treffen zu können.
6. Entdeckt man Gewebeveränderungen, sind zur Abklärung weitere Untersuchungen nötig wie eine erneute Mammografie, Ultraschalluntersuchungen, MRT-Mammografie oder eine Gewebeentnahme (Biopsie).

Röntgensaugbiopsie
Nun trat bei mir der Fall ein, den ich für sehr unwahrscheinlich gehalten hatte: Auf den Bildern war Mikrokalk erkennbar, der einer genaueren Abklärung bedurfte. Das hieß für mich: Röntgensaugbiopsie, sprich eine Gewebeentnahme, die Klarheit über die Beschaffenheit des „Übeltäters“ schaffen sollte. Diese Prozedur ist überwiegend einfach nur etwas unangenehm, in meinem Fall war sie leider – trotz örtlicher Anästhesie – sehr schmerzhaft. Das lag aber u.a. daran, dass der Mikrokalk bei mir an einer ungünstigen Stelle lag und ich ohnehin ein recht schmerzempfindlicher Mensch bin.
Zwei, drei Tage später lag der pathologische Befund vor, und leider beinhaltete dieser das Wort „Krebs“. Zu meinem Glück war es NUR die Vorstufe eines Mammakarzinoms, einer Brustkrebs Erkrankung. Nichts desto trotz ein Schock, denn mit dieser Diagnose hatte ich ja nun mal so gar nicht gerechnet.
Und um es an dieser Stelle gleich einmal vorweg zu nehmen:
Liebe Frauen, die ihr das vielleicht / hoffentlich lest: Geht zur Vorsorge, idealerweise auch schon VOR eurem 50. Geburtstag!
Die Operation
In dem Moment der Diagnose, hatte ich schlagartig Bilder im Kopf, wie – „Angelina Jolie, lässt sich beide Brüste abnehmen“ oder „Shannen Doherty, die mittlerweile Brustkrebs im vierten Stadium hat“… Das Thema wurde zunehmend realer und auch, wenn „nur“ eine Tumor-Vorstufe vorlag, bedeutete dies trotzdem: Operation.
Um dem Chirurgen die präzise Position des betroffenen Gewebes quasi als Leitschiene an die Hand zu geben, ist es in derartigen Fällen üblich, im Vorwege einen Markierungsdraht zu setzen. Dies geschieht in der Regel unmittelbar vor der Operation, in nüchternem Zustand. Eine lokale Anästhesie verhindert Schmerzen beim Setzen des Drahtes – was ich an dieser Stelle, rein subjektiv, auch bestätigen kann. Während einer Kontrollmammographie prüft die Radiologin dann die exakte Lage des Drahtes und korrigiert bei Bedarf noch einmal.
Anschließend ging es für mich in den OP (Mammazentrum im Jerusalem Krankenhaus), wo dann das betroffene Gewebe zusammen mit der unverändert liegenden Markierung entfernt wurde. Eine Röntgenuntersuchung des entnommenen Brustgewebes noch während der Operation soll nachweisen, dass der tumorverdächtige Bereich entfernt wurde, was die Sicherheit der Diagnose erhöht.
Das nächste, woran ich mich erinnere, ist der Aufwachraum. Das war nun nicht meine erste Narkose und von daher, kann ich wirklich, wieder rein subjektiv, behaupten, dass ich diesen Zustand des Aufwachens liebe. Das Fantastische daran ist nämlich, dass man seine schweren Augenlider kurz öffnet, idealerweise in ein freundliches Gesicht blickt und dann die Augen einfach wieder schließt, wohlig wissend, dass man im Nu wieder im Land der Träume ist. Also eigentlich das, was ich mir zumindest für die normalen Nächte wünschen würde.
Wie geht es nun weiter?
Nach einer eher schlaflosen Nacht, deren Gründe:
- die Drainage, die unterhalb der Brust gesetzt wurde, um Wundflüssigkeit in einen Beutel abzuleiten, den man stets und ständig bei sich trägt und
- die Tatsache, dass ich ein Seitenschläfer bin, was aus Gründen nicht ging,
waren, durfte ich wieder nach Hause. Einige Tage im Anschluss hatte ich dann das Post-operative Gespräch mit meinem Chirurgen. In diesem erläuterte er mir den Befund, der durch die Bank positiv auszulegen war, Zitat: „…in sano entfernt…“ sprich im gesunden Gewebe entfernt. Da der „Kalkhaufen“ in meinem Fall recht ungünstig lag, konnte er den Schnitt leider nicht, wie geplant, am Rande der Brustwarze ziehen, sondern war gezwungen, ihn mittig auf der Brust verlaufen zu lassen. Sieht jetzt natürlich eher semi toll aus, aber derartige Animositäten sind in dieser Situation sicher unangebracht.
Abschließend hat er mir dann nahegelegt, mich einer Bestrahlung zu unterziehen. Das sei heutzutage auch bei Krebsvorstufen Usus, um auch wirklich jede kleinste, böse verirrte Zelle zu erwischen. Das Rechenbeispiel, welches er dann noch hinterherschob, nämlich:
- bei Nicht-Bestrahlung liegt die Rezidiv-Rate bei 20% (was jeder fünften Frau entspricht)
- bei Bestrahlung liegt diese Rate bei 2%
überzeugte mich dann restlos. So heisst es nun also für mich: 25 Tage lang ins Quartier 21 zur Bestrahlung fahren und dann hoffentlich in ein gesundes Jahr 2022 zu starten!
…und 1. kam es anders und 2. als man denkt…
Es sollte ja nun eigentlich alles dem Abschluss der Behandlung entgegen gehen. ABER da hatte ich (als der Wirt) die Rechnung ohne den „Parasiten“ gemacht. Das Planungs-CT war bereits erfolgt, sprich die „Kartografierung“ meiner Brust zur Vorbereitung der Bestrahlung. Nun hatte ich aber, wie mit dem behandelnden Onkologen vereinbart, noch eine Kontroll-Mammographie, auf welcher ganz klar verbildlicht werden sollte, dass die OP ein voller Erfolg war, sprich kein Restkalk würde sich auf den Röntgenbildern bestimmen lassen.
Leider war dem nicht so… Eine seeehr ernüchternde Nachricht. Hinzu kommt, dass es nicht möglich war, eine Röntgenaufnahme auf beiden Ebenen zu machen bzw. den noch in meiner Brust befindlichen Restkalk in beiden Ebenen sichtbar zu machen. Zumal wir laut Radiologin von ca. 3mm sprechen, welche jedoch – das machte sie mir unmissverständlich klar – VOR der Bestrahlung raus müssten. Dreimal darf man raten, was das nun für mich bedeuten sollte: Ja genau, ein neuer Termin für eine OP sollte gefunden werden.
Diese war nun gewesen (am 18.01.2022). Die Vorbereitung auf die Operation sollte genauso ablaufen wie schon im November. Bedeutete, erst in die Spitaler Str., um den Markierungsdraht setzen zu lassen, im Anschluss ins Jerusalem KH zur OP, eine Nacht dort und dann ab nach Hause. Die Betonung liegt auf „sollte“, denn 2 der genannten Programmpunkte entsprachen im Nachhinein nicht meiner Vorstellung. Zum einen war es der Radiologin nicht möglich, einen Markierungsdraht zu setzen (etwas, was ich nicht gaaaanz so sehr bedauere, da es nicht unbedingt als angenehm zu bezeichnen ist). Absolut nachvollziehbar erläuterte sie mir, dass das dem Suchen der Nadel im Heuhaufen entspräche – wir erinnern uns: der sage und schreibe 3mm große Kalk“haufen“ war nur in einer Ebene sichtbar. In der Vorstellung der Radiologin wurde er am Rand der Muskulatur innenliegend verortet und das wurde dann per Edding auf meiner Haut festgehalten.
Um es kurz zu machen: der Chirurg fand das semi-witzig, denn für ihn war nun die Herausforderung OHNE Draht den Winzel-Kalk zu finden noch größer. Das Ende vom Lied: zu 85% ist der Kalk nicht entfernt – wie oben beschrieben, wird bereits während der OP die Gewebeentnahme grob pathologisch untersucht und hier wurde nichts gefunden. Ach ja und statt einer- durfte ich zwei Nächte im KH verweilen, weil der Drainagebeutel voller war als im Normalbereich. Wenn’s einmal läuft…
Eine unbefriedigende Situation …
…für alle Beteiligten. Denn wie vom Chirurgen vorausgeahnt: Kein Kalk in der Gewebeentnahme; und er hat sich wirklich alle Mühe gegeben – ohne Witz – allerdings fehlen mir nun 25% meiner rechten Brust (bei einer mehr als dürftigen Ausgangslage). Nun kann man niemandem dafür die Schuld geben – außer vielleicht dem kleinen Kalka…loch – denn sowohl dessen Lage, Größe als auch dessen „Nicht-Lokalisierbarkeit“ machten die Operation bereits im Vorwege zu einem Vabanque Spiel.
Was nun folgt? Same procedure as last time: Kontroll-Mammographie in 4 Wochen, Besprechung von Radiologie mit Chirurgie/Onkologie zwecks Auslotung der Möglichkeiten, Bestrahlung und engmaschige Kontrolle. Unter’m Strich mehr als unbefriedigend, denn mit dem Wissen, einem kleinen Parasiten Obhut im eigenen Körper zu geben – ohne zu wissen, wie er’s einem dankt – ist gelinde gesagt besch…!
Was mir in dieser Situation hilft?
Freunde, Familie, mein Hund, meine Arbeit, ganz viel Bewegung in der freien Natur UND eine Eigenschaft, die ich mit in die Wiege gelegt bekommen habe: Optimismus, der „Das Glas ist stets halb voll!“ Gedanke 🙂
Es gibt aber auch diverse hervorragende Organisationen, wie PINK!, Stiftung Mammazentrum uvm., die informieren, begleiten und Kontakt zu anderen, von Brustkrebs betroffenen Frauen haben.